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Einmal Schimmel, immer Schimmel.
…leider sehr nah an der Wahrheit. Haben sich einmal Schimmelsporen im Lederzeug eingenistet, ist es so gut wie unmöglich, sie komplett wieder zu entfernen – vor allem, wenn es sich um komplizierter gebaute Teile wie Sättel, Fahrgeschirre, Longiergurte etc. handelt. Die Sporen haben einfach bessere Chancen, sich z. irgendwo zwischen Leder und Polsterung oder zwischen vernähten Lederschichten anzusiedeln, als in einem einfachen Riemchen – welches man auch schlichtweg wesentlich unproblematischer waschen kann.
Dennoch braucht man sein Lederzeug nicht sofort in die Kategorie „blühende Landschaften“ abzuschreiben, wenn man mal einen oberflächlichen Befall feststellt – wichtig ist, daß man sofort und gründlich etwas dagegen unternimmt.
Grundsätzlich wird das befallene Teil soweit wie möglich auseinander gebaut und mit handwarmem Wasser und Sattelseife gründlich gewaschen. Stärker befallene Teile können auch durchaus mit stark verdünnter Essigessenz behandelt werde. Aber Vorsicht! Essig oder andere stark säurehaltige Reinigungsmittel sind eigentlich nicht zur Lederreinigung gedacht, sie können das Leder schädigen und brüchig machen. Sie sollten also nicht prophylaktisch oder in starken Konzentrationen verwendet werden. Eine ca. 20%ige Lösung als Notfall-Aktion bei Schimmelbefall ist aber relativ problemlos. Das Leder sollte nun ausreichend Gelegenheit bekommen, langsam und ohne direkte Hitze- oder Lichteinwirkung ( nicht in die Sonne oder an die Heizung legen!) zu trocknen. Anschließend muß es gepflegt werden, am besten mit einem guten Lederfett. Pflanzliche fette können im übrigen die Schimmelbildung fördern – besser geeignet für die Nachbereitung von frisch entschimmeltem Leder sind tierische Fette wie z.B. Klauenöl.
Der wesentlich wichtigere Punkt ist nun jedoch, die Lagerbedingungen des Lederzeuges, die den Schimmelbefall befördert, haben zu überprüfen und weiterem Befall vorzubeugen.
Hierzu muß zunächst die Umgebung, in der sich auch Sporen festsetzen können, wie z.B. Sattelhalter, Wände etc. gereinigt werden. Außerdem müssen sämtliche anderen (potenziell) befallenen Gegenstände entfernt oder gereinigt werden – vor allem Gardinen, Kissen oder Satteldecken werden oft dabei vergessen. Es bringt nichts, wenn sie Ihren Sattel behandeln und der Rest der Sattelkammer schimmelt fröhlich weiter vor sich hin – in kürzester zeit greift der Befall wieder auf ihr frisch gereinigtes Sattelzeug über.
Der Raum muß außerdem gut ausgelüftet werden, gegen anfänglichen Schimmelgeruch helfen auch einige Schälchen Essigessenz… Das optimale Raumklima für die Lagerung von Lederzeug hat Zimmertemperatur und eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 40 – 60% bei guter Belüftung. Wird es muffig, warm und steigt die Luftfeuchtigkeit über 70%, ist die Sattelkammer die optimale Brutstätte für Pilzsporen – und im übrigen auch für Bakterien, die zwar unsichtbar bleiben, aber ebenfalls das Leder zersetzen können…
Noch schweißfeuchte Satteldecken oder Abschwitzdecken, frisch abgespritzte Gamaschen und ähnliche Ausrüstungsteile, die häufig nass werden (- und zuweilen bleiben…) sind in der Sattelkammer denkbar schlecht aufgehoben – sie benötigen entweder einen getrennten Trockenraum oder müssen vor dem Wegräumen komplett gereinigt und durchgetrocknet sein.
siehe auch:
Sattelmythos #7: Viel Lederöl hilft viel.
Sattelmythos #9: Einfetten fördert Schimmel
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